Schreibwerkstatt in Hamburg - Literarische Projekte - Privates Lektorat und Coaching - Einführungsreden und Katalogtexte zu zeitgenössischer Kunst
Die Schreibwerkstatt "Das Textprojekt" bietet in regelmäßigem Rhythmus neue Kurse an.
März-April: Kursabschnitt 1 / Mai-Juni: Kursabschnitt 2 / August - Oktober: Kursabschnitt 3
Oktober-Dezember: Kursabschnitt 1 / Januar-Februar: Kursabschnitt 2
Anmeldung unter: thomas.piesbergen (at) gmx.de
Freitag, 10. Dezember 2010
Haiku-Kalender von Thomas Piesbergen und der Künstlergruppe "Spring"
Ein "ewiger" Kalender für Jahrestage, Geburtstage etc. mit 12 Haiku von Thomas Piesbergen. Illustrationen von 12 Künstlerinnen der Gruppe "Spring" (Katrin Bethge, Maria-Luisa Witte, Moki, Katharina Gschwendtner et. al.)
Hochwertige, limitierte Siebdruckauflage von 200 Stück, 14×30 cm Hochformat, Euro 24 plus Versand.
Zu Bestellen bei www.spring-art.info und http://springmagazin.blogspot.com/
Donnerstag, 9. Dezember 2010
Filmkritik: Inception
Das Konzept von "Inception" ist ein komplexer und gewagter Entwurf. Eine Gruppe von Wissenschaftlern und Agenten nutzt eine neue Technik, um in die Träume ihrer Opfer einzudringen und Ideen zu stehlen. Agent Cobb soll mit seinen Mitarbeitern eine bisher noch nie durchgeführte Aktion wagen. Er soll dem Erben eines großen Konzerns eine Idee einpflanzen. Als Gegenleistung verspricht ihm sein Auftraggeber, ihm die Rückkehr zu seinen Kindern in die USA zu ermöglichen, wo er unter dem Verdacht steht, seine Frau umgebracht zu haben.
Wenn man eine solche Geschichte erzählt, in der Traum in Traum in Traum verschachtelt wird, ist eine strenge Struktur notwendig und - leider - auch eine langwierige Erklärung der "Spielregeln", nach denen die Traumwelt und die Techniken zu ihrer Beherrschung funktionieren. Mit diesen Vorbereitungen wird eine Menge Filmzeit vergeudet, in der man sich gewünscht hätte, die Charaktere aus Cobbs Gruppe näher kennen zu lernen. Die einzige Figur, die lebendig wird, ist Cobb. Alle anderen bleiben farblose, zweidimensionale Schachfiguren in einem hoch komplexen Plot.
Ein Aspekt, der ebenfalls unbefriedigend bleibt, ist das ungenutzte Potenzial der Traumrealität. Zu Beginn wird der Zuschauer verblüfft mit wundervollen und surrealen Effekten, die dazu dienen, die Möglichkeiten der Traumwelt-"Architekten" aufzuzeigen. Gespannt wartet man darauf, wie diese Manipulationen später im Ernstfall eingesetzt werden, doch im weiteren Verlauf des Films ist, mit einer läppischen Ausnahme, nichts mehr davon zu sehen. Ein gelungenes Gegenbeispiel dazu liefert der Film "Dark City" von Alex Proyas.
Doch das ist nicht die einzige dramaturgische Schwäche dieser Art. In der Vorbereitungsphase ist die Traum-Architektin Ariadne unablässig mit der Konstruktion eines komplizierten Labyrinths beschäftigt, dessen Bedeutung für die Mission immer wieder herausgestrichen wird. Doch es kommt nie zum Einsatz. Die läppische Erklärung, mit der es unter den Tisch gekehrt wird, ändert nichts an der tief enttäuschten Zuschauererwartung.
Auch sonst werden die Möglichkeiten des Traums nicht annähernd ausgeschöpft. Welche absurden und aufregenden Mittel könnten die Akteure im Traum benutzen, um ihre Widersacher, die personifizierten, unterbewußten Abwehrmechanismen zu bekämpfen? Doch leider erschöpfen sich alle Auseinandersetzungen in Maschinengewehrsalven und Granatenexplosionen, wie in jedem x-beliebigen Actionfilm. Zudem lässt der Film über weite Strecken jede traumartige Stimmung vermissen, mit der man dem Zuschauer das Gefühl hätte geben können, in die geheime, seltsame Welt eines fremden Unterbewußtseins einzudringen.
Und schließlich, nach zwei durchwachsenen Stunden und einer veritablen Konfrontation Cobbs mit seiner toten Frau, in der er seine Schuld an ihrem Selbstmord eingesteht, stolpert man in ein unbefriedigendes, gewöhnliches und dürftiges offenes Ende, das nicht die Frage danach stellt, wie Cobb mit der eingestandenen Schuld und seiner moralischen Verstörung weiterleben kann, sondern lediglich, ob er noch träumt oder schon erwacht ist. Die angebotene Auflösung ist nicht nur billig sondern in Variationen schon x-mal genutzt worden. Wie virtuos und vielschichtig ist im Vergleich dazu das Ende von "Jacob's Ladder", das zwar einerseits viele Fragen offen läßt, andererseits aber eine erschütternde Auflösung des Grundkonflikts bietet?
Alles in allem ist "Inception" ein bewundernswerter Entwurf von Regisseur und Drehbuchautor Christopher Nolan. Doch leider hat er zu viel gewollt und es nicht verstanden, seinem Film das Leben einzuhauchen, das notwendig gewesen wäre, um ihn zu einem tiefgreifenden Erlebnis zu machen.
Wenn man eine solche Geschichte erzählt, in der Traum in Traum in Traum verschachtelt wird, ist eine strenge Struktur notwendig und - leider - auch eine langwierige Erklärung der "Spielregeln", nach denen die Traumwelt und die Techniken zu ihrer Beherrschung funktionieren. Mit diesen Vorbereitungen wird eine Menge Filmzeit vergeudet, in der man sich gewünscht hätte, die Charaktere aus Cobbs Gruppe näher kennen zu lernen. Die einzige Figur, die lebendig wird, ist Cobb. Alle anderen bleiben farblose, zweidimensionale Schachfiguren in einem hoch komplexen Plot.
Ein Aspekt, der ebenfalls unbefriedigend bleibt, ist das ungenutzte Potenzial der Traumrealität. Zu Beginn wird der Zuschauer verblüfft mit wundervollen und surrealen Effekten, die dazu dienen, die Möglichkeiten der Traumwelt-"Architekten" aufzuzeigen. Gespannt wartet man darauf, wie diese Manipulationen später im Ernstfall eingesetzt werden, doch im weiteren Verlauf des Films ist, mit einer läppischen Ausnahme, nichts mehr davon zu sehen. Ein gelungenes Gegenbeispiel dazu liefert der Film "Dark City" von Alex Proyas.
Doch das ist nicht die einzige dramaturgische Schwäche dieser Art. In der Vorbereitungsphase ist die Traum-Architektin Ariadne unablässig mit der Konstruktion eines komplizierten Labyrinths beschäftigt, dessen Bedeutung für die Mission immer wieder herausgestrichen wird. Doch es kommt nie zum Einsatz. Die läppische Erklärung, mit der es unter den Tisch gekehrt wird, ändert nichts an der tief enttäuschten Zuschauererwartung.
Auch sonst werden die Möglichkeiten des Traums nicht annähernd ausgeschöpft. Welche absurden und aufregenden Mittel könnten die Akteure im Traum benutzen, um ihre Widersacher, die personifizierten, unterbewußten Abwehrmechanismen zu bekämpfen? Doch leider erschöpfen sich alle Auseinandersetzungen in Maschinengewehrsalven und Granatenexplosionen, wie in jedem x-beliebigen Actionfilm. Zudem lässt der Film über weite Strecken jede traumartige Stimmung vermissen, mit der man dem Zuschauer das Gefühl hätte geben können, in die geheime, seltsame Welt eines fremden Unterbewußtseins einzudringen.
Und schließlich, nach zwei durchwachsenen Stunden und einer veritablen Konfrontation Cobbs mit seiner toten Frau, in der er seine Schuld an ihrem Selbstmord eingesteht, stolpert man in ein unbefriedigendes, gewöhnliches und dürftiges offenes Ende, das nicht die Frage danach stellt, wie Cobb mit der eingestandenen Schuld und seiner moralischen Verstörung weiterleben kann, sondern lediglich, ob er noch träumt oder schon erwacht ist. Die angebotene Auflösung ist nicht nur billig sondern in Variationen schon x-mal genutzt worden. Wie virtuos und vielschichtig ist im Vergleich dazu das Ende von "Jacob's Ladder", das zwar einerseits viele Fragen offen läßt, andererseits aber eine erschütternde Auflösung des Grundkonflikts bietet?
Alles in allem ist "Inception" ein bewundernswerter Entwurf von Regisseur und Drehbuchautor Christopher Nolan. Doch leider hat er zu viel gewollt und es nicht verstanden, seinem Film das Leben einzuhauchen, das notwendig gewesen wäre, um ihn zu einem tiefgreifenden Erlebnis zu machen.
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