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Dienstag, 11. Januar 2011

17 Strategien gegen Schreibhemmungen

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Die Schreibhemmung und ihr großer Bruder, die Schreibblockade, sind ein Mythos - wenn man sich entschieden hat, nicht an sie zu glauben. Und Mythen, an die man nicht glaubt, suchen einen nicht heim. Geht man derart gewappnet an die Arbeit und begreift das Schreiben als einen gewöhnlichen Arbeitsprozess mit all seinen Höhen und Tiefen, der wie jedes Tagwerk bewältigt werden muß, wird man mit großer Sicherheit niemals von dem horror vacui heimgesucht werden und das Leiden am Scheitern vor dem Text nie kennen lernen. Denn Schriftsteller sollten im Prinzip ebensowenig Schreibhemmungen haben, wie Bäcker Backhemmungen oder ein Busfahrer Fahrhemmungen.
Sollte man aber durch einen dummen Zufall in ein Paralleluniversum rutschen, in dem es diese verflixten Schreibhemmungen doch Schreibhemmungen gibt, sind, genau wie beim Schreiben, klar definierte Strategien nötig, um den stumpfen, unkreativen Zustand zu überwinden.

Jede Schreibhemmung hat andere Ursachen. Zunächst ist es also unbedingt notwendig, sich zu vergegenwärtigen, warum man mit dem eigenen Text nicht mehr vorankommt. Erst dann kann man sinnvoll Gegenmaßnahmen einleiten.



1. Wortfeldersuche

Oft sind es nur Kleinigkeiten, über die man in eine Schreibhemmung hineinstolpert. Die richtigen Worte fehlen. Man bekommt nicht auf den Punkt, was man zu sagen hat. Hier kann schon ein kurzer Blick in ein Synonymlexikon helfen. Ich selbst bevorzuge dabei Online-Lexika wie das Wortschatzprojekt der Uni Leipzig oder das Woxikon, die auch Antonyme, Dornseiff- Bedeutungsgruppen etc. anbieten. Nicht selten kommt mir während der Suche ein noch viel treffenderer Ausdruck in den Sinn, als der, nach dem ich vergeblich gesucht habe. In jedem Fall hilft es, mit einem erweiterten Wortschatz die Langeweile, die man vielleicht angesichts des eigenen Textes verspürt, zu vertreiben.


2. Erst schreiben, dann korrigieren

Oft wirkt der Anspruch, auf Anhieb etwas Großartiges schreiben zu wollen, hemmend. Hier hilft es, wenn man sich Hemingways Diktum vom ersten Entwurf in Erinnerung ruft: „Der erste Entwurf ist immer Mist.“ Es ist nicht nötig, jedes Wort auf die Goldwaage zu legen. Alles, was man schreibt, kann später überarbeitet und verbessert werden. Es ist bedeutend einfacher, sich einen schlechten Text vorzunehmen, die Fehler zu analysieren und den Text zu reparieren, bis er schließlich überzeugt, als auf Anhieb etwas zu schreiben, das über jeden Zweifel erhaben ist.
Mit diesem Trick kann man den eigenen Leistungsdruck und die Erwartungshaltung an das eigene Können aushebeln. Man wird lockerer.


3. Vorangegangenes überarbeiten

Wenn der Zugang zum Textfluß, dem Konflikt oder den Figuren fehlt, da man zu lange pausiert hat oder leicht durch Alltagsprobleme abgelenkt wird, ist es ratsam, den schon fertiggestellten Text zu überarbeiten. Einerseits gewinnt man  den rechten Abstand zum ersten Entwurf, denn man bekommt während der Überarbeitung wieder ein Gefühl dafür, wie aus halbgaren Passagen großartige Szenen werden können. So hat man weniger Angst, neue Abschnitte in Angriff zu nehmen. Andererseits bekommt man wieder ein Gefühl für den eigenen Text, kann sich in die Figuren hineinversetzen, die verschiedenen Handlungsfäden wieder in den Griff bekommen und aus der Logik des Textes heraus weiterarbeiten, in dem man charakterlichen und dramaturgischen Notwendigkeiten folgt.


4. Rituale etablieren

Oft schafft man nicht den Sprung aus der Alltagsrealität in die Buchrealität und kann das Hintergrundrauschen nicht abschalten. Dann ist es sinnvoll, Rituale zu etablieren, die das Schreiben klar vom Alltag abgrenzen: Feste Uhrzeiten einhalten, den Schreibtisch aufräumen, Teekochen, Lichtverhältnisse ändern etc. Auf diese Weise fokussiert man sich und es fällt leichter, wieder im Text Fuß zu fassen.


5. Atmosphärische Bedingungen schaffen

Wenn sich trotz Ritualen nicht die richtige Atmosphäre einstellen will, kann man für einen entsprechenden assoziativ unterstützenden Rahmen sorgen. Krimi-Autorin Beate Maxian z.B.  teilt jedem Kapitel eine bestimmt Musik, einen Soundtrack zu. Um zu schreiben, stimmt sie sich mit dem jeweiligen Soundtrack ein. Ich selbst stimuliere mich mit Hintergrundbilder auf meinem Computer, die zu dem Setting der Geschichte oder der Szene, an der ich arbeite, passen. Sobald der Monitor angeschaltet wird, kehren die Gedanken automatisch zu der gerade bearbeitete Situation zurück. Man kann vor der eigentlichen Arbeit Bildbände o.ä. zum Thema anschauen, um das gewählte Setting besser visualisieren und die nötige Atmosphäre besser etablieren zu können.


6. Ungestörte Arbeitssphäre schaffen

Damit man sich nicht selbst permanent ablenkt oder leicht abgelenkt werden kann sollte man:
- den Arbeitsplatz so frei machen, daß nichts mehr darauf ist, das nicht mit dem Schreiben in Verbindung steht: keine Familienfotos, keine Rechnungen, keine Zeitschriften, keine Terminkalender, keine Briefe, keine anderen Projektmaterialien etc. !
- Zeiten mit der Familie vereinbaren, zu denen man absolut ungestört bleiben soll. Dadurch fühlt man sich zudem sich selbst gegenüber verpflichtet, die Zeit zu nichts anderem zu nutzen, als zu schreiben.
- alle anderen Medien und Störfaktoren verbannen: Telefon leise schalten, Mobiltelefon aus, E-Mail-Programm aus, Radio & Fernsehen aus, Klingel abschalten.
- wenn nötig das Zimmer abdunkeln.
In manchen Fällen ist es auch hilfreich, sich ein „kontrollierendes Umfeld“ zu schaffen, d.h. sich in eine Situation oder an einen Ort begeben, an dem erwartet wird, daß man ruhig und konzentriert arbeitet, wie z.B. in einer Bibliothek. Hier kann man sich auch mithilfe seines Selbstbilds überlisten: Man hat sich vorgenommen ein Buch zu schreiben und so soll man auch in den Augen der anderen erscheinen.  


7. Durchlüften

Wenn man mit der Entwicklung einer Szene, der Auflösung eines Konflikts und anderen dramaturgischen Problemen nicht zurande kommt, kann es sehr hilfreich sein,  lange Spaziergänge zu machen, um sich das Problem gedanklich vorzunehmen. Damit ist nicht Joggen gemeint!
Es gibt kaum etwas, das das Gehirn so ganzheitlich anregt, wie ein Spaziergang. Der Gehrhythmus entspannt, das stete, ruhige Fluten der Eindrücke inspiriert und die Absichtslosigkeit läßt Spielraum, Gedanken zu entwickeln. Selbst wenn sich auf der Oberfläche nichts Markantes ereignet, arbeiten die Gedanken im Hinterkopf weiter und formieren sich oft unbemerkt zu etwas Neuem. Um keine Eingebungen und Texteinstiege unterwegs zu vergessen ist es ratsam, ein Diktiergerät oder ein Notizbuch dabei zu haben.
Wichtig: Mobiltelefon abschalten! Den Spaziergang keinesfalls mit einem Zweck verknüpfen (Einkaufen o.ä.)! So zeitig zurückkehren, daß man anschließend sofort weiter arbeiten kann!


8. Ortswechsel

Wenn einem zuhause die Decke auf den Kopf fällt oder es nicht möglich ist, sich abzuschotten und Ablenkungen zu vermeiden, sollte man an einen Ort gehen, an dem man konzentriert arbeiten kann. Ganz nach Veranlagung kann es eine Bibliothek sein, ein Cafe, die U-Bahn, ein Park etc. Manchen fällt die Konzentration an Orten leichter, die in keinem Zusammenhang mit ihrem Projekt stehen. Der Text kann dann als „Fluchtort“ genutzt werden, z.B. wenn man an einem historischen Liebesroman in einem Waschsalon schreibt. Andere Schriftsteller profitieren wiederum davon, an Orten zu schreiben, deren Atmosphäre sich unmittelbar im Text niederschlagen soll. Es kann z.B. hilfreich sein, Passagen eines gotischen Horrorthrillers in einer alten Kirche zu schreiben.
Wie immer gilt: alle Kommunikationsmedien ausschalten!


9. Referenzmaterial suchen

Oft kommt es vor, daß einzelne Szenen Probleme bereiten, da man keinen richtigen Ansatzpunkt findet. Man weiß, was die Szene transportieren soll, aber man weiß nicht, wie man es am besten anstellt. In diesem Fall kann ein Griff in das Bücherregal Lösungswege eröffnen. Überlegen Sie, wie die Szene verlaufen soll, welche Stimmung in ihr vorherrscht, was für ein Konflikt und welche Entwicklung thematisiert wird. Dann fragen sie sich, wie ähnliche Situationen in Büchern gelöst worden sind, die sie schon gelesen haben. Suchen und lesen Sie die entsprechenden Passagen. Wichtig dabei ist, nur in Büchern zu stöbern, die sie bereits gelesen haben. (Neues lenkt zu sehr ab, fordert die Neugier heraus und tauscht ein unbekanntes Terrain gegen ein anderes aus.) Bestenfalls sollte man mehrere Referenzen heranziehen.
Diese Vorgehensweise kann wie eine Frischzellenkur wirken. Man vergißt zu oft, wie eigenständig der „Sound“ und  Stil anderer Schriftsteller ist, wie andersartig man Dinge ausdrücken und wie elegant man dramaturgische Probleme lösen kann. Hat man das eigene Problem im Hinterkopf, können selbst Passagen, die sich eigentlich mit einer anderen Problematik beschäftigen, unerwartete Impulse geben. Der Mensch hat die Angewohnheit, in allem nach Mustern zu suchen, deshalb sieht man meist nur das, wonach man sucht. Andererseits findet man das, was man sucht, fast überall in anderem Gewand, da man das Gelesene im Sinne des eigenen Themas umdeutet. So entstehen häufig neue, unerwartete Zugänge zum eigenen Problem.


10. Vorbeugen: Überhang lassen

Eine Technik, die die Schriftstellerin Ursula Krechtel empfiehlt, besteht darin, immer an Punkten der Handlung abzubrechen, an denen die weitere Entwicklung feststeht und sich notwendig aus der aufgebauten Spannung ergibt. Bestenfalls bricht man also auf dem Höhepunkt einer Szene ab. In der nächsten Arbeitseinheit hat man sofort einen Ansatzpunkt und kann das beenden, was das letzte mal liegen geblieben ist. Ist das erledigt, ist man in der Regel so gut im Tritt, das man die nächste umfangreiche Szene problemlos angehen kann.


11. Arbeitsschritte definieren

Wenn einzelne Szenen, die man angehen will, übermächtig erscheinen und man dazu neigt, sich in seiner eigenen, vielschichtigen Imagination zu verfransen, sollte man zunächst genau analysieren, was man mit der nächsten Szene erreichen will. Ausgangspunkt, Endpunkt und Entwicklung von A nach B sollten erneut exakt formuliert werden. Es sollte genau geklärt werden, welche Elemente und Figuren nötig und welche überflüssig sind. Ist das geschehen, sollte die Szene in einzelne Akte oder Teilschritte unterteilt werden, die eine klar definierte Funktion haben (z.B. 1. atmosphärische Beschreibung des Schauplatzes / 2. Auftritt von X, X charakterisieren bzw. Konfliktpotenzial deutlich machen / 3. Auftritt von Y, Konfrontation einleiten / 4. verdeckte Konfrontation / 5. Eskalation / 6. offene Konfrontation / 7. unerwartete Wendung durch infame Enthüllung / 8. Kapitulation von X / 9. Triumph und spannungsreicher Handlungsausblick von Y). Anschließend werden die einzelnen Abschnitte  Schritt für Schritt abgearbeitet. Das klingt sehr starr, kann aber ausgesprochen hilfreich sein, um wenigstens die erste Fassung einer Szene zuende zu schreiben. Und die erste Fassung ist ja nur eine erste Fassung...


12. Ansatz neu strukturieren

Wenn man wieder und wieder bei einer Szene ansetzt und es einfach nicht gelingen will, sie in Gang kommen zu lassen, stimmt vielleicht etwas mit der Szene nicht.
Nun muß man klären, ob die Szene wirklich notwendig ist. Kann man nicht alles, was in ihr transportiert werden soll, anders unterbringen? Kann man mit einer Umstellung der Chronologie etwas erreichen? (Die Szene fängt z.B. nicht mit Situation A an, sondern mit C. Die Situationen A und B werden später in Rückblenden geliefert.) Hat man die Entwicklung der Szene vielleicht so angelegt, daß sich der Protagonist seinem Charakter unangemessen verhält? Sind Figuren überflüssig oder fehlen welche? Kann man durch eine Änderung der Perspektive Leben hinein bringen? Kann man das, was man transportieren möchte nicht auch - oder sogar viel besser - in einer völlig neuen, alternativen Szene umsetzen?


13. Ebene wechseln

Wenn die Arbeit am Text einfach nicht gelingen will, kann es sehr hilfreich sein, darüber in Form eines Journals, eines Briefes oder eines Tagebuches zu schreiben: Was man eigentlich machen will, wie die Figuren sich entwickeln sollen, woher die Idee kam, warum man nicht damit klarkommt etc. Dieses Vorgehen ist auf mehreren Ebenen effektiv:
1. Man schreibt immerhin und setzt dadurch das Räderwerk wieder in Gang
2. Man gewinnt dadurch sehr wahrscheinlich eine neue Perspektive auf den eigenen Text, da man gezwungen ist, das Vorhaben und die Probleme genau zu formulieren
3. Es können spontan und nahezu absichtslos neue Abschnitte des eigentlichen Textes entstehen.


14. Projekt vorübergehend wechseln

Egal wie gut oder schlecht ein Text ist: Jeder Text, der entsteht, ist besser als der Text, der nicht entsteht. Wenn ein großer Roman nichts werden will, warum nicht einfach eine kleine Nebenidee zu einer eigenständigen, kurzen Erzählung ausbauen? Warum nicht ein paar Gedichte oder einen Songtext schreiben? Warum nicht ein paar Schreibübungen machen? z.B. eine Figur nur durch die Beschreibung ihres Wohnzimmers charakterisieren; den ersten Absatz eines spannenden, fiktiven Romans schreiben; einen Streit zwischen zwei Liebenden in 10 Sätzen durchspielen; eine Figur nur durch die Beschreibung ihres Äußeren und ihrer Handlungsweise charakterisieren; aus 3 zufällig gewählten Begriffen aus einem Lexikon eine Szene konzipieren etc.pp.
Durch Nebenprojekte und Übungen bleibt man am Ball und beschäftigt sich mit dem Schreiben. Da man sich meist mit einem sehr ähnlichen Themenkomplex beschäftigt, ergeben sich oft ganz neue Ansätze oder Szenen für das langfristige Projekt. Vielleicht kann man ja sogar die gleiche Geschichte aus einer völlig anderen Perspektive, mit anderen Mittel erzählen? Schließlich sammelt man handwerkliche Erfahrungen und gewinnt Abstand, um sich dem eigentlichen Text kritisch zu nähern und aufzuspüren, was nicht mit ihm stimmt.
Solche Nebenprojekte können außerdem eine wahre Labsal sein, wenn man sich in der Arbeit an einem umfangreichen und langfristigen Projekt verbissen hat. Kennt man seit zwei Jahren nichts anderes, als die Arbeit an einem großen Roman, hat man ein umwerfendes Erfolgserlebnis, wenn es gelingt, eine kleine Erzählung von 5 Seiten innerhalb einer Woche abzuschließen und so zu überarbeiten, daß man mit dem Ergebnis zufrieden ist. Zudem erinnert es daran, daß selbst die größten Bücher irgendwann fertiggeschrieben werden müssen. Man kann nicht immer in ihnen leben und sie müssen nicht für alle Ideen, die man hat, herhalten!


15. Austausch mit anderen Schreibenden

Auf jeden Fall sollte man, ob man an Schreibhemmungen leidet oder nicht, den Kontakt zu anderen Schreibenden suchen und sich mit ihnen austauschen. Durch die Notwendigkeit, seine eigenen Gedanken formulieren zu müssen, wird vieles deutlich, was vorher nebulös war, ganz im Sinne des Aufsatzes „Über die allmähliche Verfertigung der Gedanken beim Reden“ von Heinrich v.Kleist.
Zudem haben andere SchriftstellerInnen andere Ansätze, Strategien und Lösungsmöglichkeiten. Besonders im direkten Gespräch lernt man, seine eigenen Ansätze damit abzugleichen bzw. sie gegen andere Standpunkte zu verteidigen. Je schwerer das fällt, desto eher sollte man seine eigene Herangehensweise in Frage stellen und Anregungen von außen ausprobieren.


16. Grundsätzliche Voraussetzungen prüfen

Oft kann man nicht schreiben, weil der Grund, auf dem man sich bewegt, unsicher ist: die Handlung erscheint zu konstruiert, man weiß nicht so recht, wo es hingehen soll, man spürt die eigenen Figuren nicht, die Konflikte sind einem durch ihre Entwicklung fremd geworden. Dann heißt es: Zurück zu den Figuren! Was wollen sie? Warum wollen sie es? Was sind ihre grundsätzlichen Charakterzüge? Wie würde ein Abend mit ihnen in der Kneipe verlaufen?  Wie würden sie reagieren, wenn man sie mit dem Fahrrad auf der Straße anfährt? Durch welche persönliche Eigenschaft werden sie ihr Ziel erreichen bzw. woran werden sie scheitern? Welche Elemente, Kräfte, Ereignisse bestimmen die Geschichte im Kern?
Alles andere ist in dieser Situation Ballast und muß abgeworfen werden! Die Figuren und Ziele erneut klar formulieren! Alles Beiwerk - die Gegenplots, sie Subplots, die Resonanz, die sinnlichen, atmosphärischen Beschreibungen etc. - auf später vertagen! Nun geht es erst einmal nur darum, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren und den Konflikt für sich selbst und andere eindringlich spürbar zu machen!


17. An der Textperipherie arbeiten

Und selbst wenn alle Inspiration flöten geht, kann man immer noch an seinem Projekt arbeiten. Nach dem Pareto-Prinzip entstehen 80% eines Projekts in 20% der Zeit, die man in es investiert. Die restlichen 20% des Projekts verbrauchen 80% der Zeit. Warum also nicht in aller Ruhe an diesen restlichen 20% herumpulen und darauf warten, daß Zeiten kommen, in denen man effektiver und inspirierter arbeitet?
Man kann z.B. alte Notizen lesen, die man zum Text gemacht hat, sie sortieren und ausmisten, die Aufnahmen auf dem Diktiergerät durchhören und sie in die richtigen Ordner im Computer einsortieren,  Rechtschreibung und Grammatik des bisher Geschriebenen überprüfen, Hintergrundmaterial recherchieren etc. Zum einen erledigt man Arbeit, die ohnehin irgendwann getan werden muß, zum anderen wird man dadurch nicht selten unmerklich zurück in den Text gezogen, bekommt neue Ideen, erkennt Linienführungen die man einmal angelegt und fast schon wieder vergessen hat oder ein deutlicheres Gefühl gegenüber den Charakteren. Texte müssen gehegt, gepflegt und gehätschelt werden. Manchmal ist es langweilig, aber wenigstens erhält man so eine Nähe, die es möglich macht, sofort und effektiv weiter zu schreiben, sobald die abgestumpfte Zeit vorbei ist.

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